Weiße Perlen - entdecken Sie Ihren Lieblings-Weißwein
Unglaublich aber wahr! Nahezu die Hälfte des jährlich produzierten Spanischen Weines ist Weißwein. Damit ist Spanien weltweit der größte Weißweinhersteller.. Und die Reben müssen auf der iberischen Halbinsel gegen Dürre und Frost kämpfen, das unterscheidet sie von vielen anderen Weißweinländern. Tatsächlich sind es neben den internationalen Trauben weitgehend autochthone Rebsorten, die für den Erfolg der spanischen Weißweine verantwortlich sind: Albariño, Godello, Verdejo, Xarello, Moscatel. Neben den Rotweinen entwickeln sich die spanischen Weißweine in den letzten Jahren immer mehr zu Weinbotschaftern. Nicht nur zur Sommerzeit glänzen die Blancos aus Rueda und Galizien mit ihrer enormen Frucht und Konzentration. Die jüngste Entwicklung lässt keine Wünsche offen.
Ein wenig Geschichte
Noch vor 50 Jahren dachte in Spanien kaum jemand an Export. Also konnte man sich völlig auf die lokalen Trinkgewohnheiten konzentrieren. Bei einem Pro-Kopf-Verbrauch von mehr als 100 Litern – Wein war definitiv alltägliches Lebensmittel – und heißer Witterung kam es darauf an, große Mengen nicht zu schwerer Weine mit angenehmem Geschmack zu erzeugen. Sorten wie Airén, Cayetana oder Pardina vertrugen das trocken-heiße Klima und brachten dennoch satte Erträge. Man konnte sie früh ernten und behielt so noch etwas belebende Säure. Dass sie mit wenig Eigengeschmack gesegnet waren, machte gar nichts, denn man mischte sie mit kräftigen, meist in der Levante gewachsenen Rotweinen und erhielt so einen hellroten „Clarete“ mit etwas Säure und nicht zu viel Alkohol. Dieser Jahrgangswein war bis in die 70er Jahre das übliche Alltagsgetränk in ganz Spanien.
Heute haben sich nicht nur die Gesetze – das Vermischen von Rot- und Weißwein ist in der Europäischen Gemeinschaft verboten –, sondern auch die Trinkgewohnheiten verändert. Die genannten weißen Reben stehen auf noch beachtlichen, aber Jahr für Jahr geringeren Flächen. Nützliche Aufgaben erfüllen sie dennoch: Airén beispielsweise ist die Basis des Brandy de Jerez. Fast 60.000 Hektar sind nötig, um den Bedarf der Kellereien in Jerez zu decken. Auch Grundweine für die Schaumweinbereitung sowie preiswerte, saubere Alltagsweine liefern die traditionellen Hauptsorten des Südens.
Niemand dagegen behauptet, hier läge die Zukunft des spanischen Weißweinanbaus. Die hat andere Wurzeln, ebenfalls autochthon, ebenfalls traditionell. Blickt man etwa zwei bis drei Jahrzehnte zurück, so begegnet uns eine der weit verbreiteten Sorten, die lange unterschätzt wurde: die Macabeo, in der Rioja Viura genannt, kam genau zu dem Zeitpunkt ins Spiel, als die ersten modern-fruchtigen Weißen aus gekühlter Gärung im Stahltank erzeugt wurden. Ihre Wiege steht in der Rioja und im Penedés. Innovative Kellereien füllten fruchtbetonte, leichte Jahrgangsweine aus dieser weißen Sorte, die schon damals in ganz Spanien angebaut wurde.
Bei diesen ersten modernen Weißen handelte es sich vielleicht noch darum, vorhandene Mittel zu nutzen, um ein „me too“-Produkt zu präsentieren: Auch Spanien sollte zeigen, dass es fruchtbetonte Weiße anzubieten hat. Mehr als gute Alltagsqualität war damit zunächst nicht beabsichtigt. Die Weine hatten Erfolg, blieben aber unspektakulär und waren für die Erzeuger nicht mehr als eine willkommene Ergänzung ihres Rotwein-Programms.
Albariño
Viel weiter reichende Folgen hatte die Wiederentdeckung des Albariño in Galicien. Die wertvolle weiße Sorte wurde etwa ab 1990 in der jungen D.O. Rias Baixas besonders gepflegt. Hier griffen moderne Technik in weitgehend neuen Kellereien, der Aufbau einer neuen D.O.-Region, das kühle, ausgewogene Klima Galiciens und die Verwendung einer hochwertigen Rebsorte ineinander. Binnen kürzester Zeit wurden die Albariños trotz beachtlicher Preise in den schicken Bars von Madrid populär. Auch im Ausland fanden die eleganten, aber doch körperreichen Albariños mit exotischem Duft nach gelben Früchten, Pfirsich und leicht floralen Noten Beachtung. Erstmals war es einer weißen Sorte gelungen, auf hohem Niveau und als Rebsorte Aufmerksamkeit zu erregen.
Verdejo
In der D.O. Rueda hat der Neuerungsprozess ebenfalls schon in den 80er Jahren begonnen. Aber erst mit der „Entdeckung“ der traditionellen Rebe der Region, der Verdejo, kam der ganz große Erfolg. Er ging einher mit einer Geschmacksveränderung am spanischen Markt selbst. Noch vor 15 Jahren durchliefen viele Weißweine die Milchsäuregärung, weil am spanischen Markt Weine mit spürbarer Säure abgelehnt wurden. Spanische Konsumenten akzeptieren und schätzen heute „knackige“ Weißweine mit frischer Säure. Ein Protagonist dieses Stils war der auch in Deutschland weit verbreitete Verdejo „José Pariente“. Verdejo bringt bei kleinen Erträgen und moderner Kellertechnik charaktervolle, duftige Weine mit Aromen von Heu, Stachelbeeren und Kräutern, die an Sauvignon Blanc erinnern, doch kann Verdejo mineralischer ausfallen.
Auf den kieshaltigen Böden der D.O. Rueda, zwischen den Regionen Ribera del Duero und Toro, wachsen die Trauben für diesen typischen Weißwein. Das kontinentale Klima und die Höhenlage der Weinberge von 700-900 m ü.d.M. sorgen für große Unterschiede zwischen Tag- und Nachttemperatur von bis zu 25°C. Diese anspruchsvollen Bedingungen treiben die Reben zu Höchstleistungen an. Weil die meisten Stoffwechseltätigkeiten der Reben, inklusive der Abbau von Säure, nachts stattfinden - je kühler desto langsamer - erklärt, weshalb die Weine hier so knackig, frisch und säurearm ausfallen. Mit bis zu 2800 Sonnenscheinstunden kann die Rebsorte voll ausreifen und seine charmante, fruchtige Frische voll entfalten. Duftige, lebendig-frische Verdejos sind heute so erfolgreich, dass trotz erheblicher Neupflanzungen die Nachfrage kaum gedeckt werden kann. Die Zahl der Neugründungen in Rueda ist erheblich. Mittlerweile gibt es auch einige Beispiele für hervorragende, im Barrique ausgebaute Verdejos. Verdejo wurde zwischenzeitlich auch in der Rioja im Anbau zugelassen.
Godello
Einen ähnlichen Weg könnte die Godello gehen. Diese galicische Sorte, die vor allem in Valdeorras, Monterrei und El Bierzo angebaut wird, hat mit der Modernisierung der Weinbautechnik in diesen Gebieten viel Ansehen gewonnen und gehört zu den interessantesten Spaniens. Typisch für ihre Weine sind die frische Golden Delicious-Note und die leicht bittere, zartsäuerliche Frucht der Wollmispel sowie die für mitteleuropäische Verhältnisse eher verhaltene Säure.
Xarel.lo
Nicht zu unterschätzen ist die katalanische Sorte Xarel-lo (Pansa Blanca). Die besonders in warmen Lagen Kataloniens gedeihende Sorte bringt körperreiche Weine hervor, die als trockene Weiße ebenso ihren Reiz haben können wie als Basis für die Cava-Herstellung. Typisch ist ihre kräftige vegetabile Duftnote. Häufig wird sie auch als Weißwein im Verschnitt mit Macabeo oder Parellada ausgebaut.
Moscatel
Die Muskateller sind eine seit mehr als 1.000 Jahren im ganzen Mittelmeerraum verbreitete Rebsortenfamilie mit sehr aromatischen Trauben. Der in Andalusien und der Levante verbreitete Moscatel de Alexandria ist großbeerig und bringt viel Süße. Traditionelle, hoch konzentrierte und jahrelang gelagerte Moscatel-Weine aus Málaga, Montilla-Moriles oder Jerez können zu den größten Süßweinen der Welt gehören. Die ebenfalls verwendete hochwertigere, kleinbeerige Muskatellertraube ist duftiger und säurereicher und hat in Navarra bereits einen kleinen Süßweinboom ausgelöst. In Jerez entstehen vor allem aus der recht großbeerigen, neutralen Sorte Palomino Fino die berühmten Sherrys. In diesem einzigartigen Ausbaustil liegt zweifellos ihre Stärke. Die gleiche Rolle spielt zwar Pedro Ximenez in Montilla-Moriles. Aber außer für Finos, Amontillados oder Olorosos eignet sich diese mit ausgezeichneter Fähigkeit der Zuckerbildung versehene Sorte in besonderem Maße für die großartigen edelsüßen „PX“-Weine, die als hoch konzentrierte Dessertweine weltweit eine Renaissance und höchste Bewertungen erleben.
Mit Sicherheit ist mit den bisherigen „Wiederentdeckungen“ wertvoller weißer Sorten aus Spanien noch nicht das Ende der Entwicklung erreicht. Wer die Szenerie beobachtet, hat eher den Eindruck, bei Weißwein beginnen Spaniens Önologen gerade mit dem Ausloten aller Möglichkeiten. Der Weinfreund kann sich so Jahr für Jahr über Entdeckungen aus dem Land der autochthonen Reben freuen.
Quelle: VinosVinos 01/2008
Bereitung
Der Weißwein erfährt praktisch die gleichen Aufbereitungsmethoden wie der Rosado. Sobald das Traubengut in den Keller kommt wird es gekühlt, selektioniert und entrappt. Zu Beginn wird er ebenfalls dem Trennungsverfahren der Moste unterzogen. Der Unterschied besteht darin, dass nur frei ablaufende Moste „mostos yemas“ (Vorlauf-Moste) verwendet werden. Sie nehmen auf ihrem Weg einen Teil der farbgebenden Stoffe der Beerenschalen auf, wodurch ein Most mit leicht gefärbtem Aussehen entsteht.
Mahlen und Pressung
Danach wird der Most gepresst und in einen Behälter verbracht, in dem er während eines Zeitraums, der zwischen 12 und 16 Stunden dauert, in Kontakt mit den Beerenschalen gehalten wird. Hierbei achtet man besonders darauf, dass die Gärung nicht beginnt. Wenn der Most Farbe angenommen hat, wird der „sangrado“ (Abstich) oder die Trennung des Mostes von den festen Bestandteilen vorgenommen. Vor der Gärung erfolgt das „Vorklären“ (die Abscheidung der im Most schwebenden Trubstoffe durch physikalisches Absetzen) nach der gleichen Verfahrensweise wie bei der Aufbereitung des Weißweines.
Gärung
Hiernach beginnt der Gärungsprozess, den man in diesem Fall unter dem Namen „fermentación en virgen“ (jungfräuliche Gärung) kennt, weil keine Beerenschalen verbleiben. Sie muss bei einer kontrollierten Temperatur durchgeführt werden, um frischen und fruchtige Weine zu erhalten. Der von festen Stoffen befreite Most wird bei einer Temperatur vergoren, die zwischen 18 und 22º schwankt. Mit diesem Verfahren wird erreicht, dass sowohl die Umwandlung des Zuckers in Alkohol als auch die Entstehung der Kohlensäure langsam und bedächtig erfolgt. Das Ziel ist, die dem Wein eigenen Aromen zu bewahren und auf diese Weise die bestmögliche Endqualität zu erhalten.
Die alkoholische Gärung dauert 10 bis 15 Tage. Die Gärung ist beendet, wenn der Wein zwischen 1 und 2 Gramm Zucker pro Liter enthält. In diesem Augenblick ist er vollständig trocken und enthält wenig Zucker. Es geschieht jedoch immer seltener, dass Weißwein vollkommen trocken sind, da es üblich ist, einen bestimmten Anteil an Restzucker zu behalten, um eine höhere aromatische Intensität zu erreichen.
Klärung
Nach der Gärung werden zwischen der zweiten Novemberhälfte und Anfang Januar die festen Reststoffe der Gärung in zwei oder drei Abstichen entfernt. Nach den Abstichen bleiben jedoch noch feste Elemente in der Schwebe, welche degenerieren und somit das Aussehen des Weines beeinträchtigen und ihm einen unangenehmen Geruch und Geschmack verleihen könnten. Um diese Partikel zu entfernen, wird der Wein einem Schönungsverfahren unterzogen, welches ca. 10 Tage dauert. Es besteht darin, dass man Schönungsmittel einführt, welche die festen Reststoffe wegschwemmen und auf dem Boden des Behälters ablagern. Danach wird der Weißwein gefiltert: Man filtert den Wein durch Medien, welche die noch vorhandenen Partikel zurückhalten. Die bei diesem Verfahren verwendeten Methoden sind sehr vielfältig: von Ton- und Schichtenfiltern bis zu den modernsten, die auf amikrobischen Sterilisatoren basieren.
Quelle: Weinbereitung und Ausbau, Wein aus Spanien
http://www.wein-aus-spanien.org